Wissen

 

Der engagierte Kanarienzüchter kommt nicht ohne Fachbegriffe im Zuchtgeschehen, in der Haltung und Pflege und in den Vererbungsgesetzen der Kanarien aus. Auf unserer Homepage soll ein kurzer Abriss gegeben werden welche Begriffe man sich unbedingt zu Eigen machen sollte und welche bedingt für die Kenntnis des Zuchtgeschehens, des Brutverhaltens und anderer fachlicher Spezifika notwendig sind. Gleichzeitig soll in Kurzform auf Vererbungsgrundlagen der Farbenkanarien hingewiesen werden.

Vererbung

 

Da die meisten Züchter unseres Vereins nur mit einem geringen Zuchtansatz an Kanarien arbeiten, ist es unabdingbar in diesen zahlenmäßig geringen Zuchtbeständen mit der Normalverpaarung zu arbeiten.

Normalverpaarung bedeutet in der Regel, dass ein Partner mit intensivem Gefieder an einen solchen mit nicht intensiven Gefieder (schimmel) gepaart wird.

Die Folge ist, dass die erste Filialgeneration über die große Zahl zu je 50 % aus intensiven und nichtintensiven Vögeln besteht. Wenn man die feineren Intensitätsgraduierungen außer Betracht lässt, erhält man für kommende Generationen, selbstverständlich immer unter Beachtung der Vermeidung von Inzuchten, genügend für die Weiterzucht geeignete Vögel, und man hat vor allem dafür gesorgt, dass gravierende Gefiederprobleme über Jahre hinweg im Stamm vermieden werden können.

Noch in den 70iger und 80iger Jahren war speziell in unserer Region die Meinung stark vertreten, dass man zur Verbesserung typlicher Eigenschaften z.B. bei Rotkanarien auf reinerbig gelbe Vögel zurückzugreifen wäre. Dieses Problem hatte sich dann aber recht schnell geklärt, da die gelben Vögel meistens aus der Richtung Gesang stammten und deren Nachzuchtprodukte bei weitem die Typforderungen der damaligen Zeit schon nicht erfüllten. Heute gibt es zum Glück genügend durchgezüchtete Rotstämme, so dass kein Züchter an dieser genannten Stelle auf die intermediäre Vererbung zurückgreifen muss, zumal in kleinen Tierbeständen die Problematik der richtigen Rückkreuzung größere Schwierigkeiten bereiten dürfte, um das angestrebte Zuchtziel zu erreichen.

Um bestimmte Erbfaktoren aber im Stamm festigen zu können, kommt man nun mal ohne die intermediäre Vererbung nicht aus.

Die intermediäre Vererbung = mittelnde Vererbung, ist aber zur Verbesserung einzelner Erbfaktoren unabdingbar. Zum Beispiel können bestimmte rassetypische Körpermerkmale durch die entsprechende Auswahl der Zuchtpartner ausgeglichen werden. Bei derartigen Verpaarungen hilft auch die unabhängige Vererbung Probleme lösen. Selbst bei Züchtern die noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen, darf ein wenig Genetik nicht fehlen.

Da viele unserer Züchter sich vor allen Dingen mit der Zucht von Melaninkanarien befassen, ist es schon wichtig, die notwendigsten Einblicke in die wichtigsten Vererbungsformen zu haben.

  • dominante Vererbung
  • rezessive Vererbung
  • geschlechtsgebundene Vererbung

Dabei ist eine grundlegende Tatsache zu wissen, dass schwarz dominant über braun und verdünnt vererbt. Bei der dominanten Vererbung sehen alle Nachzuchtvögel den Elterntieren ähnlich (1. Mendelsches Gesetz = Uniformitätsgesetz).Tragen Vogeleltern verdeckte Erbfaktoren, die im Sichtbild (Phänotyp) nicht zu erkennen sind, so kommt es bei deren Verpaarung zu einer Aufspaltung der Nachzucht im Sichtbild in einem Verhältnis von 3:1.

Ein praktisches Beispiel dafür ist die Verpaarung zweier gelber Vögel die spalterbig in weiß sind. (2. Mendelsches Gesetz = Spaltungsgesetz).

Die geschlechtsgebundene Vererbung ist durch die gleiche Chromosomenpaare beim männlichen Vogel XX und die ungleiche Chromosomen beim Vogelweibchen XY gekennzeichnet. Auf den X-Chromosomen sind die bekannten geschlechtsgebundenen Mutationen lokalisiert. Die Bestimmung des Geschlechts der Nachkommenschaft hängt davon ab, ob die zur Befruchtung gelangende Eizelle den geteilten Chromosomensatz Y oder aber X enthält. Als praktische Beispiele können hier die Verpaarung Achat x Schwarz oder Braun x Schwarz gesehen werden.

Letztlich regelt die unabhängige Vererbung die Neukombination der Gene. Die Erbmerkmale vererben unabhängig von einander. Z.B. Farbe des Vogels und die Anlage für die Ausbildung einer Haube (3. Mendelsches Gesetz = Unabhängigkeitsgesetz).

Lipochromkanarien

  • 1. deutsch weiß vererbt autosomal dominant gegenüber den anderen Lipochromfarben.
  • 2. gelb und rot vererben intermediär
  • 3. rezessiv weiß vererbt autosomal rezessiv.
  • 4.mosaiken vererben gonosomal und rezessiv 5. ivoor Kanarien vererben gonosomal rezessiv

Melaninkanarien

  • 1. Schwarz vererbt gonosomal und dominant 2. Achat vererbt gonosomal rezessiv 3. Braun vererbt gnosomal rezessiv 4. Isabell vererbt gonosomal rezessiv.
  • 5. Satinet vererbt gonosomal und rezessiv 6. opal vererbt autosamal und rezessiv 7. topas vererbt autosomal und rezessiv 8. Phaeo vererbt autosomal und rezessiv.
  • 9. pastell einschließlich grauflügel vererbt gonosomal und rezessiv 10. onyx vererbt autosamal und rezessiv 11. Eumo vererbt autosomal und rezessiv 12.Kobalt vererbt autosomal und rezessiv

Erklärungen: intermediär = mittelnd, dominant = hervortretend, rezessiv = zurückweichend, gonosomal= geschlechtsgebunden, autosomal= frei

Grundbegriffe der Kanarienzucht

 

Fachbegriffe aus der Kanarienzucht, deren Bedeutung jeder Kanarienfreund wissen sollte.

 

A

Achat: verdünnter Schwarzvogel. die Melanindichte ist reduziert

Ad: adultus = erwachsen, wegen der Unterscheidung zwischen Jung- und Altvogel am Gefieder, versteht man unter einem adulten Vogel einen ausgefärbten Vogel

Albino: im gesamten Organismus fehlt das Dunkelpigment, Federfarbe weiß und Augenfarbe rot

Allele: an der gleichen Stelle in zwei paarigen Chromosomen liegende, zu einander passende Erbfaktoren

Armschwingen: innere Schwungfedern

Autosomen: freie Chromosomen, Sitz der freien Vererbung

B

Befruchtung: Vereinigung der Samenzelle mit der Eizelle zur Zygote

Biotop: natürliches Lebensgebiet

Bürzel: Schwanzwurzel der Vögel

C

Canthaxantin: (C40H58O2), rotes Carotinoid, das im Vogelkörper bei entsprechender Erbanlage durch Umbau des pflanzlichen Luteins und Betacarotin über das gelbe Kanarienxanthophyll entsteht

Carotin: Farbstoff der Karotte, nach ihm sind die Carotinoide benannt

Chromatin: die im Zellkern durch das Zellhäutchen umschlossene Kernmasse bestehend aus Chromosomen

Chromosom: Kernschleife, die bei der Zellteilung aus der Kernmasse dem Chromatin entsteht

Crossing-over: Gen-Austausch, kreuzen

D

Dimorphismus: unterschiedliches Aussehen der Geschlechter einer Art

Diploid: mit dem doppelten Chromosomensatz versehen

Domestikation: Haustierwerdung

Dominant: vorherrschend, verdeckend wird die Vererbung eines Merkmals genannt, welches das allele Merkmal vollkommen überdeckt

E

Eizelle: weiblicher Gamet (Keim- oder Geschlechtszelle)

Elterngeneration: P-Generation (Parentalgeneration)

Erbanlage: Erbfaktor, Gen, grundlegende Einheit, die für die Entstehung erblicher Merkmale und Eigenschaften verantwortlich ist. Die Erbanlagen liegen in lineare Anordnung auf den Chromosomen

Erbbild: Genotyp, Gesamtheit aller Erbanlagen

Erbformel: Zusammenstellung aller bekannt gewordenen Erbanlagen eines Individuums durch Buchstabenpaare

Erscheinungsbild: Phänotyp, Sichtbild

Eumelanin: stäbchenförmige, braune bis schwarze Farbkörner, die infolge eines Oxydationsvorganges aus Promelanin entstehen

Eumo: Mutationfarbe, Gegenstück zum Phaeo Die Mutation Eumo zeigt im Sichtbild stark reduziertes Eumelanin. Das Zeichnungsmelanin ist nur ganz fein, wie bei einem Messerschnitt, ausgeprägt. Die Farbbezeichnung ist eine holländische Namensgebung, früher unter dem Namen des Erstzüchters VAN HAFE bekannt. Die Vögel sind auch an der roten Augenfarbe zu erkennen.

F

Faktorenaustausch: crossing-over, Austausch von Chromosomenstücken oder Genen innerhalb des Chromosomensatzes vor der Reifeteilung der Keimzellen

Filialgeneration: Folge- oder Tochtergeneration

Freie Vererbung: Erbgang, bei dem die betreffende Erbanlage nicht auf dem X – Chromosom liegt. Im Gegensatz dazu steht die geschlechtsgebundene Vererbung.

G

Gameten: Geschlechtszellen

Genetik: Vererbungswissenschaft, Erblehre

Genotyp: Erbbild

Gleicherbig: reinerbig oder homozygot

Grauflügel: aus den Schwarzpastellkanarien entstandene Farbvariante. Das Melanin wird fast bis in die Federspitzen zurück gedrängt. Das Zeichnungsmelanin auf dem Rücken weicht einer halbmond-förmigen Hämmerung

H

Handschwingen: äußere Schwungfedern

Heterozygot: mischerbig oder spalterbig

Homozygot: reinerbig

H: Bezeichnung für das Gen, auf dem der Haubenfaktor lokalisiert ist

I

Immat: unausgefärbt, steht zwischen juvenil und adult

Intermediäre Vererbung: mittelnde Vererbung, die Vererbung gleich starker elterlicher Erbanlagen schafft ein neues, gemischtes Erscheinungsbild zum Beispiel: gelb x rot = orange

Intersexe: Vögel, bei denen die Ausbildung von Eierstöcken bzw. Hoden gehemmt oder ausgeblieben ist. Vögel zeigen keine geschlechtsspezifischen Merkmale und sind in jedem Falle unfruchtbar.

Inzest: engste Inzucht

Ivoor: lipochrompastell ,Vererbung rezessiv, geschlechtsgebunden

J

Juvenil: Jugendfederkleid

K

Kanarienxanthophyll: gelber Farbstoff des Kanarienvogels, entsteht durch den Umbau pflanzlicher Carotinoide, im speziellen Fall Lutein und Betacarotin

Keimzelle: Geschlechtszelle

Kern: wichtigster Bestandteil der Zelle, die Kernmasse besteht aus Chromatin, daraus bilden sich nach der Zellteilung die Chromosomen

Kombination: bei der Kombination versucht man die Merkmale verschiedenerbiger Eltern in der Nachzucht zu vereinen

Kontrollpaarung: züchterische Maßnahme zur Sichtbarmachung verdeckter Eigen- schaften

Kobalt: eine der jüngsten Farbmutationen. Das Melanin ist dunkler als bei normalen Melaninkanarien, an den Flanken bis über die Ständer und Unterbauchseite hinaus führend, etwas matter vom Sichtbild

L

Letalfaktoren: Erbanlagen, die bei doppeltem Auftreten die Entwicklung hemmen und zum Tode führen, meist schon im vorgeburtlichen Stadium

Linienzucht: nennt die Züchtersprache die Verpaarung entlang der Linie, der Keimbahn. Diese Art der Inzucht dient dem Ziel, wünschenswerte Rasseeigenschaften im gleichen Individuum zu sammeln (z.B.Vater x Tochter, Mutter x Sohn, Großmutter x Enkelsohn)

Lipochrom: Fettfarbe, auch als Carotinoid bezeichnet

Lutein: gelbliches, pflanzliches Carotinoid, das vom Kanarienvogel, je nach Anlage, in gelbes Kanarienxanthophyll, oder von dort in rotes Canthaxantin umgewandelt wird

Lutino: melaninfreier Vogel mit gelber Grundfarbe und roten Augen

M

Melanine: sandgelbe bis schwarze Farbstoffe, in den Federzellen stäbchenförmig bis körnig eingelagert. Melanine entstehen aus der farblosen Vorstufe Promelanin durch ein oxydierendes Ferment. Man unterteilt in Eu- und Phäomelanin

Melanismus: Schwarzfärbung, deren Ursache Modifikation oder Mutation sein kann. Totale Schwarzfärbung wird Nigrismus genannt.

Mendelsche Gesetze: im Jahre 1866 von Johann Gregor Mendel veröffentlicht. Vererbungs- gesetze (Uniformitäts-, Spaltungs- und Unabhängigkeitsgesetz)

Mischling: Hybride, Kreuzungsprodukt

Modifikation: Abänderung eines Merkmals durch Umwelteinflüsse. Die Änderung des Erscheinungsbildes ist nicht erblich (erworbene Merkmale). Als Beispiel seien die Hungerformen genannt.

Mutation: plötzliche Änderung der Erbanlagen ohne erkennbare äußere Einflüsse, Ausgangspunkt für Neuzüchtungen

N

Nestflüchter: lauf- oder schwimmfähiger Jungvogel

Nesthocker: bis zur Erlangung der Flugfähigkeit im Nest verbleibender Jungvogel

O

OF: Ostwaldsche Farbnorm, von Prof. Dr. Wilhelm Ostwald aufgestellter Farbenkreis mit 24 Normalfarben. Durch Dr.Dunker wurden erstmalig die Farbstufen 1-6 zum Vergleich mit den Carotinoidfarben des Kanarienvogels herangezogen

Oologie: Lehre von den Vogeleiern

Opal: Mutation, Verdrängung des braunen Melanins und damit weitere Verdünnung desselben, Schwanzunterseite dunkler gefärbt als die Oberseite

Onyx: Mutationsfarbe bei Melaninkanarien, die Lagerungsdichte der Melanine ist verändert. Während sie im Kopf-, Hals- und Nacken- bereich verdichtet ist, nimmt sie an anderen Körperstellen ab

Ornis: Vogelwelt

P

P-Generation: Parentalgeneration, Elterngeneration

Phaeo-Inos: Kanarien der Schwarz- und Braunreihe, bei denen durch Wegfall des Eumelanins nur noch Phäomelanine die restliche rötlichbraune Säumung der Rücken- und Flankenfedern und eine Säumung des Großgefieders hervorrufen. Die Augenfarbe ist rot.

Phänotyp: Sichtbild

Pigment: Farbstoff, dunkle Pigmente werden als Melanine, gelbe bis rote als Lipochrome bezeichnet.

Polyandrie: Wechsel des Brutpartners

Polygamie: Viel-Ehe

Polymerie: das Zusammenwirken mehrerer gleichartiger, aber in verschiedenen Chromosomen abgelagerter, Erbfaktoren

Protoplasma: zähflüssige Zellmasse, in die der Kern eingebettet ist

Q

Quarantäne: Sicherheitshaltung neu erworbener Vögel von 4 bis 6 Wochen, um ansteckende Krankheiten nicht in den eigenen Vogelbestand zu übertragen

R

Rasse: Abgrenzung und definierte Erscheinung einer Art

Rezessiv: zurückweichend, überdeckt

Reduktionsteilung: Halbierung des Chromosomensatzes in den Samen- und Eizellen vor deren Reifung

Rubino: melaninfreier Vogel mit roter Grundfarbe und rotem Auge

Rückkreuzung: Kreuzung der F1- mit der P-Generation

S

Samenzellen: männliche Keimzellen, Spermatozoen

Satinet: Mutation, weitere Verdünnung der braunen Eumelanine gegenüber isabell, hellrotes Auge

Selektion: Züchtung, bei der durch Auswahl der Zuchttiere versucht wird, eine Steigerung bzw.Abschwächung oder Ausmerzung bestimmter Eigenschaften zu erzielen

Sichtbild: Erscheinungsbild

Spalterbig: mischerbig, ungleicherbig, heterozygot

Spaltungsgesetz: 2. Mendelsches Gesetz, Aufspalten der F2-Generation nach bestimmten Zahlenverhältnissen

Standard: festgelegte Bestimmungen für Größe, Form, Gestalt, Farbe und Zeichnungsmuster der verschiedenen Kanarienrassen

Strukturfarbe: infolge bestimmter Zellstrukturen der Feder, durch Lichtbrechung entstehende Farbe (optischer Blaufaktor)

T

Topas: Mutation bei Schwarz- und Achatvögeln, Verdrängung des schwarzen Zeichnungsmelanins bis fast an den Federschaft. Aus dieser Tatsache heraus, entstand auch die ziemlich treffende Bezeichnung Zentralmelanin. Der Federschaft bei Topaskanarien ist melaninlos.

Typus: Körperform und Größe

U

Unabhängigkeitsgesetz: 3. Mendelsches Gesetz, die betrachteten Merkmale werden unabhängig voneinander, auf verschiedenen Chromosomen liegend, in der Erbgang eingebracht.

Uniformitätsgesetz: 1. Mendelsches Gesetz, dominante Vererbung, denn alle Jung- vögel ähneln den Elterntieren.

V

Variationsbreite: Spielraum zwischen der größten und geringsten Abweichung vom Normalwert eines Erbmerkmals

Verdeckt: unterdrückt, siehe rezessiv

Vererbung: Übertragung elterlicher Merkmale auf die Nachkommen

Vererbungslehre: Erblehre, siehe auch Genetik

W

Wechselhecke: viel praktizierte Zuchtvariante, vor allen Dingen bei Gesangskanarien. Ein Hahn wird im Wechsel zu drei bis vier Hennen gesetzt. Es sollen dabei gute Erbanlagen des Hahnes vervielfacht weiter gegeben werden. Relativ ökonomische Heckart, da für die wenigeren Hähne, die benötigt werden, geringere Anschaffungs- und Pflegekosten entstehen, als bei der Paarhecke. Die Paarhecke ist hingegen die natürlichere Fortpflanzungsart bei den Kanarienvögeln.

X

X-Chromosom: Geschlechtschromosom, bei männlichen Vögeln doppelt, bei weiblichen nur einmal, im Chromosomensatz vorhanden. Erbanlagen, die auf dem X-Chromosom liegen, vererben geschlechts- gebunden, das heißt: damit ein Merkmal sichtbar werden kann, müssen alle X-Chromosomen, die vorhanden sind, die Erbanlage für dieses Merkmal besitzen (beim Männchen also zweifach, beim Weibchen einfach). Daraus ergibt sich auch, dass ein weiblicher Vogel niemals spalterbig in ein geschlechtsgebunden vererbendes Merkmal sein kann.

Y

Y-Chromosom: haploid vorkommend, nur weibliche Vögel besitzen ein Y-Geschlechts- Chromosom.

Z

Zelle: Ureinheit des Lebens

Zellstruktur: Art des Zellaufbaus

Zygote: befruchtete Zelle

Organisationen & Verbände

COM – Weltverband der Vogelzüchter

EE – Verband der europäischen Vogel- und Kleintierzüchter

DKB – Deutscher Kanarien- und Vogelzüchter- Bund e.V.

AZ – Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht e.V.

VZE – Vereinigung für Zucht und Erhaltung einheimischer und fremdländischer Vögel e.V.

SKV – Sächsischer Kanarien- und Vogelzüchterverband e.V. (unser Landesverband im DKB – LV 30)

VDW – Verein deutscher Waldvogelpfleger und Vogelschützer e.V.

 

Zucht

 

Positurkanarien

Der Border Fancy galt vor noch gar nicht zu langer Zeit als eine der fertielsten Positurkanarienrassen. Wobei man insbesondere den Hennen hohe Aufzuchtqualitäten zusprach.

Mit der immer größeren Selektion in Richtung sehr guter, typgerechter Vögel und größere Angleichung der äußeren Form an den Standard des Mutterlandes (England, Schottland), siehe auch neues Standardbild, haben die meisten Züchter offensichtlich weniger auf die Elterneigenschaften unserer Border geachtet.

In der Regel sind Tiere im Angebot, die den Standardanforderungen nur schwach oder überhaupt nicht entsprechen. Diese züchten nach wie vor in bekannter Art und Weise. Sehr gute Vögel haben in der Regel oft schon Vitalitätsnachteile und sind oft recht schwer über längere Zeiträume gesund zu erhalten, wenn nicht der abgebende Züchter seine Fütterung und seine Haltungsbedingungen dringendst weiter empfiehlt, und der Anfängerzüchter sich nicht genauestens über die gewohnte Lebensweise seiner neu erworbenen Zöglinge kundig macht.

Darüber hinaus sind aber oft die Haltungsbedingungen von Züchter zu Züchter gravierend unterschiedlich, so dass oft beim besten Willen der Beteiligten Defizite beim Anfängerzüchter zu verzeichnen sind. Aus diesem Grunde scheint es viel wichtiger zu sein, dass der Züchter natürlich mit qualitativ hochwertigen Tieren in die Zucht einsteigt, und dass er versucht, eine größere Anzahl Jungtiere nachzuziehen, die dann voll in die neuen Umweltbedingungen integriert sind und an die Fütterungstechnik und weitere Kriterien gewöhnt sind.

Erst dann sollte man verstärkt wieder daran gehen, die Elterneigenschaften Zug um Zug zu verbessern. Darunter ist zu verstehen, dass eben auch bei sehr guten Bordern vier Jungvögel im Nest liegen, die durch die Eltern bestens versorgt werden und nicht, auf Grund der zu erwartenden Ausstellungsqualität die Jungvögel Ammeneltern untergelegt werden müssen. Das bedeutet auch, dass die Hennen wieder Gelege, wie andere Kanarien auch, von 4 – 6 Eiern zeitigen und letztlich bedeutet es auch, dass die Border in Summe (Hähne und Hennen), ihre teilweise Zuchtträgheit und Lethargie aufgeben.

Aus o.g. Problematik ziehen die Züchter hoffentlich die Schlussfolgerungen, die dazu führen, dass Border-Kanarien wieder eine der vermehrungsfreudigsten Rassen unter den Positurkanarien werden.

Wie selektiere ich als unerfahrener Züchter bei Farbkanarien die Ausstellungskandidaten?

Ein erste gründliche Beobachtung in den Volieren oder Flugkäfigen lässt auch den ungeübten Ausstellungszüchter erkennen, welche Tiere allein vom optischen Eindruck her aus den übrigen Vögeln von der Gefiederlage, dem Typ und der gleichmäßigen Durchfärbung der Grundfarbe herausstechen. Diese ausgewählten Vögel verbringt man in die leerstehenden Zuchtboxen, um sie hier und im vorgeschriebenen Ausstellungskäfig näher unter die Lupe nehmen zu können. Schon hier kann man erkennen, ob Krallenfehler, falsche Krallenstellungen oder steife Krallen an einigen Tieren zu erkennen sind.

Lipochromkanarien

Zunächst sollten alle Ausstellungskandidaten auf unzulässige Scheckungen, die einen Ausschluss aus der Bewertung nach sich ziehen würden, untersucht werden. Dazu gehören Melaninanflüge im Kleingefieder, Großgefieder und sichtbarem Untergefieder sowie Hornscheckungen (Schnabel und Ständer).

Bei rot- und gelbgrundigen Vögeln ist auf glatt anliegendes Gefieder und gute Durchfärbung des Kleingefieders zu achten und auf zu große farbliche Differenzen in der Durchfärbung des Kleingefieders zum Großgefieder. Gleichermaßen sollte auf Intensitätsfehler geachtet werden (zu grobe Schimmelbildung, schlechte Verteilung am Vogelkörper, also Ballungen oder fehlende Schimmelausbildung. Bei intensiven Vögeln sollte auf das Vorhandensein von fehlerhaften Schimmelanflügen geachtet werden und auf eine Fettfarbsättigung bis in die Federspitzen).

Weißgrundige Vögel sollten „strahlend“ weiß aussehen und nicht verschmutzt beziehungsweise ein leicht gräuliches Aussehen zeigen. Da bei weißgrundigen Vögeln weniger Bewertungspositionen in Anrechnung kommen, ist hier die Eleganz des Vogels durch ein bestechendes Gefieder zu erkennen.

Melaninkanarien

Neben den bereits grundsätzlich zu Farbkanarien gesagten Voraussetzungen für gute Ausstellungsvögel gilt hier auch erst einmal unser Augenmerk nicht gestatteten Scheckungen. (keine Aufhellungen im Groß-und Kleingefieder, dunkle Hornteile, also keine hellen Krallen, die Hornfarbe soll den standardisierten Forderungen angepasst sein).

Zu bedenken ist, dass die Hornfarbe besonders bei Schwarzvögeln nicht das alleinige Kriterium für die Bewertungsposition Melanin ist. Vielmehr ist auf eine optimale Ausfärbung des Flächenmelanins und auf eine korrekte Ausführung des Zeichnungsmelanins zu achten. Es ist seine Breite zu begutachten sowie die gleichmäßige Lage (auch kein Abrutschen der Melaninzeichnung über die Flügel und damit nicht den Federfluren folgend).

Zur Ausfärbung des Vogels und zur Gefiederqualität gilt gleiches, wie bei den Lipochromkanarien.

Konnte man nach diesen Gesichtspunkten die vermeintlichen Ausstellungsvögel selektieren und es ist eine Teilnahme an einem Kollektionswettbewerb vorgesehen, kommt es auch besonders darauf an, dass die vier Vögel gut miteinander harmonieren oder anders gesagt sich in Ihren Vorzügen stark angleichen bzw. ähneln.

Bei dieser Herangehensweise der Überprüfung von Ausstellungsvögeln kann zumindest vermieden werden, dass Vögel disqualifiziert werden oder das durch Unkenntnis „subjektive ernannte Lieblingsvögel“ den Ausstellungserfolg in Frage stellen.